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Drei Akkorde gegen den Frust: Punkrock kann Leben retten

aus: taz, 01.12.2006

enfant terrible

Textlich tun sich die Jungs und Mädels der Berliner Skaband Tiefenrausch auf ihrer neuen Platte "Enfant Terrible" schon schwerer. Die Häufung von AABB-Schema-Reime erinnert an deprimierte Fünfzehnjährige, die an sich und der Welt zweifelnd tief schürfende Gedichte schreiben. Aber genau das macht die Musik und die Texte von Tiefenrausch aus: Sie singen Sachen wie "Durch Kultur und Leit rasen wir bedacht dahin -- demokratisch fundiert, Glatzen hauen Schädel ein und werden toleriert" und rufen dem wütend entgegen: "Barrikaden werden bald vor wilden Flammen schrein!" Das alles unterlegt mit wild drauflos gespieltem Skapunk, bei dem es nicht um technische Perfektion geht. Für die acht Musiker zählt das Gefühl dabei: Hüpfen, Mitsingen und im Arm den besten Freund aus Pubertätszeiten. Unbekümmert und getragen von der Überzeugung, dass Musik etwas bewirkt in den Köpfen der Hörer, buchten sie sich vor zwei Jahren spontan und ohne Unterstützung einer Konzertagentur die Columbiahalle: Prompt kamen 2.500 Fans, um mit ihnen zu feiern. Tiefenrausch leben den guten alten D.I.Y.-Punk-Gestus und haben damit Erfolg. Bandgeschichten wie diese machen glücklich. Und bringen einen dazu alte Kumpels anzurufen, um mit ihnen "Keine Macht für niemand!" rufend um die Häuser zu ziehen. Eben wie früher, als man sich noch keinen Plan machte um Zukunft, Geld und Machbarkeit von Utopien.

Veronika Wallner


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